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Dienstag, 22.03.2016

Die Tischgemeinschaft

Grundlagen einer Friedenslehre aus den Quellen des Islam - Muhammad Sameer Murtaza

Schauen wir genau hin, statt die Augen weit verschlossen zu halten. Nicht Frauen, sondern Männer findet man als Gewalttäter auf den Schlachtfeldern dieser Welt. Nicht alte Männer, sondern junge Männer fordern die heutige Verfasstheit der Welt heraus, indem sie als Partisanen auftreten, als irreguläre Kämpfer einer Kampforganisation, die Waffen ohne Berechtigung tragen, statt als Soldaten einer Armee, die berechtigte Waffenträger sind. Die Folge dieser Entwicklung ist eine völlige Entgrenzung von Gewalt in der Welt.

Die Lebenswelt vieler junger Menschen, ob sie nun in Kairo oder in den Vororten von Paris leben, ähnelt sich auf erschreckende Weise. Früher konnten junge Menschen in Europa ohne Schulabschluss oder Ausbildung in den Fabriken und an den Fließbändern noch eine Anstellung finden. Sie konnten sich ihren Lebensunterhalt verdienen, heiraten und eine Familie gründen.
Sie wurden ein aktiver Teil ihrer Gesellschaft.
Doch die Arbeitswelt hat sich gewandelt. Wer heute keinen Schulabschluss, keine Ausbildung oder nur einen Haupt- oder Realschulabschluss vorweisen kann, der steht abgehängt am Rande unserer Bildungsgesellschaft. Qualvoll hangeln sich diese jungen Menschen von Leiharbeitsjob zu Leiharbeitsjob, von Zeitverträgen zu Zeitverträgen und verdienen gerade so viel, dass es zum Überleben reicht.
Sie gehören zu der Zunft der berufstätigen Armen ohne Zukunft. Gerade die männlichen Verlierertypen gelten in der Partnerwahl als die schlechte Wahl. Da sind sie nun also und sitzen ihre Lebenszeit ab. Sie können nicht die verantwortungsvollen Ehemänner und auch nicht die stolzen Väter sein, die sie gerne sein möchten. Und sie fangen an, die Lügen unserer Spaß- und Konsumgesellschaft zu durchschauen. Sie wurden betrogen.
Nicht jeder kann ein Superstar, ein erfolgreicher Rapper oder ein Profi-Boxer werden. Berühmtheit, Reichtum und Luxus stehen nicht allen offen. Diese abgehängten jungen Menschen stehen am Rande, ohne Sinn, ohne Wert, ohne Bedeutung für diese Gesellschaft. Somit sind sie zugleich frei alles zu tun, was sie wollen, denn sie haben nichts zu verlieren. Ähnlich empfinden junge Menschen, die in Tunis oder in Rabat leben. Ihre Regierungen haben es versäumt, bildungspolitische, gesellschaftliche und politische Reformen einzuleiten, die die Region wieder wettbewerbsfähig macht.
Auch sie prägt der tägliche Lebenskampf, der es ihnen oftmals unmöglich macht, ein Leben in Würde zu führen, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Auch sie stehen am Rand, ohne Sinn, ohne Wert, und ohne Bedeutung für ihre Gesellschaften.

Im Okzident wie im Orient wird diese Orientierungslosigkeit in einer als unbarmherzig und ungerecht empfundenen Welt zu einer Existenzkrise junger Männer. Es eint sie die Wut auf die Moderne, in der sie sich nicht sinnvoll verorten können. Innerhalb den bestehenden Grenzen der Zivilisation können sie hieran nichts ändern. Sie sind ein Teil einer ganzen Generation, der nicht gebraucht wird, der sich auch nicht beweisen kann, der sich aber nach einer sinnhaften Lebensaufgabe sehnt.

Warum entwickeln sich plötzlich die Regionen der muslimisch-arabisch geprägten Welt in Bürgerkriegsgebiete? Warum greifen junge Menschen nach Waffen, sobald sie diese nur in ihren Händen halten können, statt sich in die Tradition ihrer einst großartigen Hochkultur einzureihen, um Gelehrte, Wissenschaftler und Philosophen zu werden?

In Teilen stimme ich dem Soziologen Gunnar Heinsohn zu, wonach ein Jugendüberschuss in einer Gesellschaft ein demographischer Stressfaktor sein kann, wenn der Staat ihnen keine wirtschaftliche Perspektive anbieten kann.
Damit verbleiben jungen Menschen nur drei rationale Möglichkeiten, a) Wirtschaftsflüchtling zu werden, b) Krimineller zu werden oder c) mit der Zivilisation zu brechen, in der sie sowieso keinen Platz haben und diese durch etwas zu ersetzen, in dem sie sich wiederfinden.

Die letzte Option ist allerdings die krasseste, denn sie erfordert die Bereitschaft, anderen Menschen zu schaden, zu verletzen und zu töten. Erleichtert wird dieser Tabubruch, wenn man sich dabei als Teil einer größeren Sache sehen kann, die jedes Mittel rechtfertigt, um das erhoffte Ziel zu erreichen. Das religiöse Moment im verbrämten islamisch begründeten Terrorismus liegt in der Selbsterhöhung und des berechtigten Tötens anderer, indem man sich gottgleiche Macht anmaßt. Fern ist diesen Gewalttätern das Lebensmodell Abrahams, der ein demütiger Diener Gottes war.

Der Islam wird in unserer Zeit als das Mittel zu dieser Selbsterhöhung missbraucht und instrumentalisiert. Warum eignet sich der Islam gerade hierfür so gut?
Was macht den Islam als Mittel der Selbsterhöhung für junge Muslime, ob sie nun aus muslimischen Familien stammen oder Konvertiten sind, so attraktiv?...


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