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Freitag, 14.08.2015

«Wir haben im Irak schreckliche Fehler begangen.»

US-Außenministerium mit viel Selbstkritik zum „Krieg gegen den Terror“  „Religion nicht außer Acht lassen“

Hamburg (KNA) Das US-Außenministerium hat westliche Regierungen davor
gewarnt, Religion nicht zu beachten. «Religion ist eine starke
soziale und politische Kraft, es wäre fatal für jede Regierung, sie
zu ignorieren», sagte der Sonderbeauftragte für Religion im
US-Außenministerium, Shaun Casey, der Wochenzeitung «Die Zeit»
(Donnerstag). Wer keine anspruchsvollen Methoden entwickele, um
Religion zu analysieren, werde die Welt nicht verändern.

Als folgenreichstes Versäumnis westlicher Politik in den vergangenen
Jahrzehnten beklagte Casey, «dass Religion einfach nicht vorkam». Für
die USA habe das nach den Anschlägen vom 11. September 2001
verheerende Folgen gehabt: «Wir wollten uns den blinden Fleck bei der
akademischen Ausbildung von Diplomaten nicht eingestehen.» Mit Blick
auf Amerikas «Krieg gegen den Terror» sagte Casey: «Wir haben im Irak
schreckliche Fehler begangen.» Für seine Ignoranz gegenüber der
Religiosität im Irak und in Afghanistan zahle das Land einen hohen
Preis.

Casey kritisierte auch den Umgang mit selbst ernannten Islam-Experten
nach den Anschlägen vom 11. September. «Viele wussten nicht, wovon
sie reden, aber wir haben begierig auf sie gehört.» Ziel der jetzigen
Regierung sei, die Vielfalt der muslimischen Welt besser verstehen zu
lernen und den Irak zu stabilisieren: «Dafür wird Versöhnung nötig
sein. Wir versuchen jetzt schon, während der Konflikt tobt, eine
Annäherung zwischen Schiiten und Sunniten vorzubereiten, eine
Re-Integration von Christen und Jesiden.» Die Amerikaner hätten in
der Vergangenheit die religiöse Vielfalt des Iraks weder verstanden
noch zu schätzen gewusst. «Aber die gute Nachricht ist: Wir sprechen
dort mittlerweile erfolgreich mit allen religiösen Akteuren».