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Dienstag, 11.03.2014


Amnesty International (AI) wirft Assad Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor

Humanitäre Lage in Syrien dramatisch verschlechtert - Aushungern als Kriegsmittel

Amnesty International beschuldigte die Regierung in Damaskus, gezielt Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen. Die Streitkräfte von Machthaber Baschar al-Assad würden die Menschen in dem Flüchtlingslager Jarmuk (siehe Artikelbild) systematisch aushungern. Mindestens 128 Menschen seien dort bisher verhungert. Die notwendigen Versorgungswege für Nahrung und Arznei seien abgeschnitten worden, heißt es in dem Bericht, der unter dem Titel „Das Leben aus Jarmuk“ in London vorgestellt wurde.

„Das letzte Mal, dass ich Gemüse gegessen habe, ist über acht Monate her.“ Dies sagte ein Bewohner von Jarmuk, einem Viertel im Süden von Damaskus, im Januar gegenüber Amnesty International (AI). Die Menschenrechtsorganisation legte zudem am Montag einen Bericht über das von Regierungstruppen belagerte Gebiet vor. Nicht nur Gemüse fehlt hier, sondern auch Obst und Getreide, um Brot zu backen. Eine normale Mahlzeit besteht aus Wasser mit Kräutern, Blättern oder Unkraut. Manche essen in ihrer Not Katzen oder Hunde. 60 Prozent der Bewohner leiden an Mangelernährung und Folgeerkrankungen.

Die UNO schätzt die Zahl derer, die in belagerten Orten in Syrien leben, auf eine Viertel Million Menschen. Jarmuk ist ein besonders krasser Fall, denn es ist bereits seit Juli 2013 von der Außenwelt abgeriegelt. Mit Ausnahme einiger Hilfslieferungen seit dem 18. Januar hat die syrische Armee verhindert, dass Lebensmittel, Medikamente und andere Dinge des täglichen Lebens nach Jarmuk gelangen. Auch Personen durften den Ort nicht verlassen.

Wie die US-Hilfsorganisation Save the Children zudem mitteilte, sind besonders Kinder von der dramatischen humanitären Lage in Krankenhäusern betroffen. Tausende von ihnen seien wegen mangelnder Versorgung an behandelbaren Krankheiten wie Asthma gestorben. Den Kindern würden zudem Gliedmaßen amputiert, weil den Ärzten die Ausrüstung zur Behandlung für schwere Verletzungen fehle. Besonders der Ärztemangel sei ein Problem; in Aleppo arbeiteten derzeit nur 36 Ärzte, es würden aber 2500 Mediziner benötigt. Aus diesem Grund müssten in den Krankenhäusern der umkämpften Stadt Eltern ihren Kindern selbst die Infusionen verabreichen. Die schlechte Versorgung mit Narkosemitteln sei auch ein Grund dafür, dass Patienten mit Metallstangen bewusstlos geschlagen würden, um sie operieren zu können. Save the Children forderte wegen der desolaten Lage die sofortige Umsetzung der UN-Resolution 2139. Diese verpflichtet die Bürgerkriegsparteien, Helfern Zugang zu allen belagerten Gebieten zu gewähren. Die Resolution sieht aber keine automatischen Sanktionen vor, falls sich die Regierung und die Rebellen nicht daran halten sollten.