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Montag, 24.09.2012

"Nein zu Gewalt, Ja zu Toleranz"

Muslime protestieren in Deutschland für Meinungsfreiheit und gegen das Recht auf Entwürdigung ihres Glaubens - "Respekt für alle Religionen. Stoppt den Film", fordern friedliche Demonstranten

In Deutschland zogen in Dortmund Freiburg, Münster und anderen Städten  Tausende Muslime aus Protest gegen den islamfeindlichen Mohammed-Film friedlich durch die Innenstädte. In Karlsruhe startete ein Protestzug mit zunächst 200 Teilnehmern. Auf Plakaten in Dortmund hieß es: "Nein zu Gewalt, Ja zu Toleranz." Einige Demonstranten hielten Deutschlandfahnen hoch und zeigten Bilder, auf denen Muslime und Christen gemeinsam religiöse Schriften lesen. Sie riefen: "Respekt für alle Religionen. Stoppt den Film, stoppt den Spott!" Männer und Frauen liefen in jeweils eigenen Demonstrationszügen. Am Freitag hatten bereits in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen insgesamt rund 1600 Menschen friedlich gegen das Video protestiert.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sagte, die größte Beleidigung für eine Religion sei, wenn in ihrem Namen Gewalt ausgeübt werde. "Deswegen müssen wir uns gemeinsam gegen die islamistische Terrorideologie wehren: selbstbewusst und mit einem klaren Bekenntnis zu unseren freiheitlichen Werten", sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung. Die Bundesregierung will eine öffentliche Aufführung des Films, wie es die rechtspopulistische Splitterpartei "Pro Deutschland" in Berlin plant, verhindern. Unterstützung erhielt sie u.a. für diese Position vom Zentralrat der Muslime (wir berichteten).

"So einen Film darf man nicht zeigen", forderte Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel. "Derjenige, der sich in dieser Frage auf grenzenlose Meinungsfreiheit beruft, hat keine Ahnung, welche Konflikte dadurch noch provoziert werden können", sagte der FDP-Politiker. Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, ist dagegen, das Video öffentlich vorzuführen. "Denjenigen, die das vorhaben, geht es ja nicht um die Kunst- oder die Meinungsfreiheit. Sie wollen die öffentliche Ordnung stören", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Berliner Innensenator Frank Henkel von der CDU sagte, das "Machwerk" diene dazu, "Muslime zu verleumden" und in ihrer Würde zu verletzen.

Muslime in der Schweiz sagten Demonstration ab

In einer Stelungnahme der zwei grössten Dachverbände der Muslime in der Schweiz FIDS – Föderation Islamischer Dachverbande in der Schweiz und KIOS – Koordination Islamischer Organisationen Schwez heisst es u.a.:-heisst u.a.:

"Obwohl auch viele Mitglieder der Islamischen Nationalverbände die Darstellungen des Films als verletzend empfinden, werden sich die beiden grossen Dachorganisationen der Muslime an dieser Kundgebung nicht beteiligen. Eine Demonstration in Bern ist zu diesem Zeitpunkt ein missverständliches Zeichen.

Die Promotoren der Demonstration wollen – wie sie selbst bekunden – den Film in erster Linie als Aufhänger benutzen, um vom schweizerischen Gesetzgeber strengere Normen gegen die Herabsetzung von Religionen zu verlangen. (...)

FIDS und KIOS sind der Überzeugung, dass nicht gesetzliche Verbote, sondern primär der konstruktive Dialog in Respekt und Verständnis mit Staat und Gesellschaft die Voraussetzung für die Erhaltung des religiösen und gesellschaftlichen Friedens bildet"

Sudan verurteilte inzwischen den Angriff auf die Deutsche Botschaft - In Bengasi vertrieb die Bevölkerung extremistische Milizen aus der Stadt

Das Außenministerium des Sudan verurteilte inzwischen erstmals den Sturm auf die deutsche Botschaft in Khartum vor einer Woche. Der Angriff verstoße gegen die Ideale und die Ethik des Islam, heißt es in einem Schreiben an Bundesaußenminister Guido Westerwelle, das der "Welt am Sonntag" vorlag. Der Sudan werde sich an der Beseitigung der Schäden am Botschaftsgebäude finanziell beteiligen. Westerwelle selbst mahnte deutsche Unternehmen angesichts der Unruhen in islamischen Ländern zur Vorsicht. Er sei überzeugt, dass die große Mehrheit der Muslime Gewalt ablehne. Doch sei nicht auszuschließen, dass radikale Kräfte weiterhin auf Eskalation setzten, sagte der FDP-Politiker der "Wirtschaftswoche".

Im libyschen Bengasi, wo vor zehn Tagen ein wütender Mob das US-Konsulat angegriffen und den US-Botschafter Chris Stevens sowie drei weitere Amerikaner getötet hatte, demonstrierten am Freitagabend rund 20.000 Menschen gegen Gewalt und islamistische Milizen. Nach der Großdemo stürmten Hunderte aufgebrachte Bürger das Hauptquartier der Miliz Ansar al-Scharia. Die Islamisten stehen im Verdacht, an dem Angriff auf das Konsulat beteiligt gewesen zu sein. Mindestens vier Menschen wurden bei Schusswechseln getötet und 50 weitere verletzt, wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete.