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Montag, 21.05.2012

Gläubig und loyal

Christen und Muslime kommen sich beim zu Ende gehenden Katholikentag näher – Dialog an der Spitze hingegen etwas eingefroren

Christen und Muslime seien sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich näher gekommen. Das wird zunehmend deutlich, wenn man die vielen gemeinsamen Aktionen und Initiativen von Muslimen und Christen am heute zu Ende gegangen deutschen Katholikentag in Mannheim betrachtet.

Vor einigen Jahrzehnten wäre dies nach Ansicht des Zentralratsvorsitzenden Aiman Mazyek in einem dpa-Gespräch zufolge noch undenkbar gewesen, dass Kirchengemeinden und Moscheen gemeinsam solche Programme organisieren. Auch sind z.B. Teezelte als Protest gegen Rechtsextreme so wie jetzt gegen Pro NRW organisiert hätten, heute Ausdruck gemeinsamen selbstbewusster Haltungen, die Christen und Muslime zeigen.  „Sprache war eine Barriere, viel stärker als heute“, sagte Mazyek der dpa. „Das hat sich im Positiven gewandelt.“ Auf lokaler Ebene gebe es jetzt viel mehr, beispielsweise Gemeindeinitiativen und Religionsforen.

Religion als gesellschaftspolitische Ressource

Gleichzeitig habe sich das Verhältnis auf Spitzenebene allerdings abgekühlt: „Um es mal vorsichtig auszudrücken“, sagte Mazyek. „Das ist auch zum Teil in manchen Bereichen verhärtet.“ Missverständliche Aussagen des Papstes während seines ersten Deutschlandbesuches hätten die Erwartungen der Muslime sehr gedämpft.

Bei der Gleichstellung des Islam mit anderen Religionsgemeinschaften wünschten sich die Muslime mehr Unterstützung von den christlichen Kirchen. Ihm sei jedoch auch klar: „Das ist nicht eine Frage von heute auf morgen.“

Der Beitrag von Religion zur Integration werde viel zu wenig beachtet, sagte Mazyek. Ob man ein gläubiger Moslem und gleichzeitig ein loyaler Bürger sein könne? „Ja, man muss es eigentlich!“ Religion komme in der Debatte zu wenig als gesellschaftspolitische Ressource vor. „Das können sicherlich Christen und Christinnen genauso unterschreiben.“ Religion sei nur ein Thema in den Kirchen oder den Moscheen: „Und das war's dann.“