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Montag, 30.04.2012

Unsere Würde gegen die Islam-Angst verteidigen

Schmutziger Wahlkampf in Frankreich: Wie mit dem Gerücht, dass angeblich Tausende Muslime Sarkozy-Wahl verhindern sollen, Stimmung betrieben wird – Wegen Wahlkampfhilfe von Gaddafi ist der Präsident massiv unter Druck

Vor der Stichwahl nimmt der Wahlkampf in Frankreich an Schärfe zu: Angeblich sollen 700 Moscheen ein Votum für den Sozialisten Hollande empfohlen haben. Der sprach von "Lügen und Verwechslungen". Im französischen Wahlkampf ist ein Streit über eine angebliche Empfehlung an Muslime entbrannt, nicht für Präsident Nicolas Sarkozy zu stimmen.   Sarkozy griff am Donnerstag in einem Hörfunkinterview einen Bericht auf, wonach rund 700 Moscheen den Gläubigen ein Votum für den Sozialisten François Hollande empfohlen haben sollen.

Der Vorsitzende des Rates der Muslime (CFCM), Mohammed Moussaoui, erklärte, ihm lägen keine Informationen über Wahlempfehlungen vor. Die Zeitschrift zitierte den Leiter einer Pariser Moschee, der sich dafür aussprach, zur Wahl zu gehen, "um unsere Würde gegen die Islam-Angst" zu verteidigen.   Hollande sprach im Radiosender France Info von "Lügen und Verwechslungen". Die Zeitschrift "Marianne" hatte auf ihrer Internetseite berichtet, dass muslimische Vertreter in mehreren Großstädten zu einem Votum gegen Sarkozy aufriefen. Dahinter stehe der frühere Sarkozy-Berater Abderrahmane Dahmane, der nach eigenen Angaben ein Netz von 700 Moscheen kontrolliere.

Für Sarkozy sind die Gerüchte eine Belastung im aktuellen Kampf um eine zweite Amtszeit als Präsident

Das linksgerichtete Online-Medium hatte am Samstag ein Schreiben in arabischer Sprache veröffentlicht, das angeblich von Gaddafis langjährigem Geheimdienstchef Mussa Kussa unterzeichnet wurde. In diesem wird dem Chef eines libyschen Investitionsfonds bestätigt, dass das Gaddafi-Regime bereit sei, Sarkozys Wahlkampf mit 50 Millionen Euro zu unterstützen. Die Vereinbarung sei mit Sarkozys Vertrautem Brice Hortefeux und dem Unterhändler Ziad Takieddine geschlossen worden, heißt es in dem Dokument.  

Sowohl Kussa als auch der Ex-Chef des Investitionsfonds haben mittlerweile allerdings dementiert, das Schreiben je gesehen zu haben. "All diese Geschichten sind gefälscht", sagte der in Katar im Exil lebende Ex-Geheimdienstchef Kussa der Nachrichtenagentur AFP. Der Sohn des libyschen Machthabers, Saif al-Islam, hatte das Gerücht über illegale Spenden bereits 2011 in die Welt gesetzt. In einem Euronews-Interview nannte er Sarkozy damals "einen Clown", dessen Wahlkampf Libyen finanziert habe. Die libysche Führung werde demnächst Beweise für diese Zahlungen vorlegen, fügte er damals hinzu.  

Saif al-Islam Gaddafi sitzt heute im Gefängnis. Ihm soll wegen Mordes und militärischer Gewalt gegen Zivilisten der Prozess gemacht werden. Für Sarkozy sind die Gerüchte eine Belastung im aktuellen Kampf um eine zweite Amtszeit als Präsident. Er muss befürchten, dass sie ihn in der entscheidenden Wahlrunde am kommenden Sonntag Stimmen kosten. Sarkozy wird dort von dem Sozialisten François Hollande herausgefordert. Dieser liegt in Umfragen klar vorn. (Quelle: WELT, eigene)