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Mittwoch, 28.12.2011

Türkei bezichtigt Frankreich des Völkermordes an Algerier im 2. Weltkrieg

Erdogan wirft Sarkozy Wahltaktik in Sachen Armenien vor - Unnötiges türkisch-französisches Zerwürfnis

Im Streit um das französische Genozid- Gesetz erhebt der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan nun seinerseits schwere Anschuldigungen gegen den NATO- Partner. Nachdem die Nationalversammlung in Paris einem Gesetzentwurf zugestimmt hat, der auch die Leugnung eines Völkermordes an den Armeniern unter Strafe stellt, warf Erdogan Frankreich einen "Völkermord" in Algerien nach dem Zweiten Weltkrieg vor.

"Frankreich hat in Algerien von 1945 an als Kolonialmacht 15 Prozent der Bevölkerung massakriert. Das ist ein Völkermord", zitierte der Nachrichtensender CNN- Türk den türkischen Regierungschef bei einem Treffen der Organisation der Islamischen Zusammenarbeit in Istanbul. Erdogan sucht in der Causa den Schulterschluss mit Staaten der islamischen Welt.
Der französische Gesetzesentwurf sei ein Beispiel für "Rassismus und Diskriminierung von Muslimen in Frankreich und Europa", sagte Erdogan. Die Türkei sieht in dem Papier ein wahltaktisches Manöver für die etwa 500.000 armenischstämmigen Bürger in Frankreich. Sarkozy stellt sich im Frühjahr zur Wiederwahl.

Frankreichs Präsident heize Rassismus an, um Wahlen zu gewinnen: "Er schreckt vor diesem gefährlichen Spiel nicht zurück." Paris solle sich lieber mit den Massakern im Algerien- Krieg befassen.

Militärzusammenarbeit innerhalb der NATO auf Eis gelegt

Der türkische Botschafter in Paris, Tahsin Burcuoglu, verließ am Freitag die französische Hauptstadt auf unbestimmte Zeit und wurde ins türkische Außenministerium zu Konsultationen einberufen. Bilaterale Besuche sagte Ankara ab. Zudem legte die Türkei wegen des Streits die militärische Kooperation mit Paris auf Eis - gemeinsame Militärmanöver wurden abgesagt, französische Militärschiffe dürfen türkische Häfen nicht mehr anlaufen.
Der französische Außenminister Alain Juppé rief angesichts der angespannten Lage die Türken dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren. "Es gibt viele Gründe, vertrauensvolle und sogar freundschaftliche Beziehungen zwischen Frankreich und der Türkei zu erhalten", sagte Juppé. "Lasst uns nun versuchen, die stillliegenden Beziehungen wieder zu beleben. Das wird schwer sein. Ich bin mir dessen bewusst, aber die Zeit wird ihre Rolle spielen."