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Montag, 17.10.2011

Kultur bereichern und Normalität leben

Wissenschaftler, Politiker und Gäste aus ganz Deutschland und Europa feiern Geburtstag zusammen mit Marburger Muslimen

Anlässlich des 25 jährigen Bestehens der Marburger Moschee organisierte die Islamische Gemeinde am Samstag ein Festsymposium. Veranstaltet wurde das tagesfüllende Programm bei strahlendem Sonnenschein in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Nah- und Mittelost-studien (CNMS) der Universität Marburg.

"Dies ist ein Spielzeug was mich jeden Tag begleitet. Aber ohne arabische Zahlen, Astronomie und Linsentechnik sowie andere Erfindungen aus der islamischen Blütezeit würde dieses Handy nicht existieren" sagte Mohammed El-Gomati. Er ist Professor für Elektronik an der Universität York und Experte für islamische Wissenschaftsgeschichte. Damit leitete er die Diskussion um die alte Präsenz des Islams in Europa ein.

Prof. Udo Steinbach aus Marburg fokussierte in der alten Kinderklinik dann die Entwicklung der muslimischen Präsenz in Deutschland. Er resümierte, dass es letztlich nicht nur um Toleranz sondern vor allem um Akzeptanz und konstruktive Teilhabe an der Gesellschaft geht.

Staatsrechtler Prof. Dr. Janbernd Oebbecke aus Münster, Prof. Gritt Klinkhammer von der Universität in Bremen als auch Prof. Bülent Ucar aus Osnabrück diskutierten die gesellschaftlichen und rechtlichen Aspekte der Gleichstellung des Islams in der deutschen Gegenwart und Zukunft. Die Redner waren darin einig, dass bei den Diskussionen um den Islam, immer auch Fragen nach der Stellung und Rolle der Religion in der Gesellschaft an sich mitverhandelt werden. Dr. Sabine Schiffer, Medienwissenschaftlerin aus Erlangen beschrieb die Mechanismen des Medienumgangs mit dem Islam und forderte dass die allgemeinen medienethischen Standards bei der Berichterstattung über den Islam und die Muslime nicht länger ignoriert werden dürfen.

Die Veranstaltung wurde von einer hochkarätig besetzten Politikerrunde abgeschlossen, die über die Rolle der Bildung als Voraussetzung von aktiver Partizipation in der Gesellschaft diskutierten.

Omid Nouripour Bundestagsabgeordneter der Grünen sprach sich für deutlich weitreichendere kommunalpolitische Kompetenzen in Bildungsförderungsfragen aus. Die hessischen Landtagsabgeordneten Merz von der SPD und Cardenas von der Linken legten Wert auf die Notwendigkeit einer breiten Förderung von Bildungsbenachteiligten. Sie hinterfragten Ideen der Schaffung neuer Bildungseliten als einzigem Lösungsansatz. Jörg Behlen von der FDP erweiterte die Diskussion um die Frage nach der wirtschaftlichen Konsequenz einer weiteren Abwanderung von gut ausgebildeten Arbeitskräften.

Der aus Berlin angereiste Michael Freiberg, CDU-Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses überraschte mit klaren Bekenntnissen zu einer multireligiösen Gesellschaft und konnte mit praktischen Beispielen aus dem Berliner Alltag bereichern. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland Aiman Mazyek resümierte die Diskussion mit der Hoffnung auf mehr Gelassenheit im Umgang mit den Muslimen und sie betreffende Fragestellungen.

Die Veranstalter des CNMS Prof. Sommerfeld, Prof. Fuess sowie der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Dr. El-Zayat waren mit dem Gesamtablauf und den über 200 Besuchern mehr als zufrieden. Für die Zukunft wünschen Sie sich mehr Normalität für das Zusammenleben der Kulturen und Religionen.