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Freitag, 07.10.2011

10 Jahre Krieg in Afghanistan: 14000 Ziviltote und 17 Milliarden für den deutschen Steuerzahler

Ehemaliger höchster Bundeswehroffizier und Generalinspekteur hält den Bundeswehreinsatz für gescheitert

Rund 17 Milliarden Euro hat der Afghanistan-Einsatz die Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen zehn Jahren gekostet. Das geht aus Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hervor. Offiziell hatte die Regierung nur rund ein Drittel davon veranschlagt. Insgesamt werden sich die Kosten bis zum Abzug der deutschen Truppen in Afghanistan Ende 2014, nocheinmal um rund fünf Milliarden Euro erhöhen.

UNAMA (UN Assistance Mission in Afghanistan) gibt z.B. für die Jahre 2009 und 2010 die Zahl von 5191 getöteten Zivilisten an. Das kriegskritische »Costs of War«-Projekt an der Brown University in Rhode-Island, das sich vorgenommen hat, die ökonomischen und humanitären Kosten der Kriege am Hindukusch und im Irak zu ermitteln, kommt bei seiner »konservative Schätzung« auf eine Gesamtzahl von 14000 Ziviltoten in Afghanistan.

Zudem hält der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hält den Afghanistan-Einsatz für gescheitert. "Der Einsatz hat den politischen Zweck, Solidarität mit den Vereinigten Staaten zu üben, erfüllt", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" anlässlich des zehnten Jahrestages des Kriegsbeginns. "Wenn man aber das Ziel zum Maßstab nimmt, ein Land und eine Region zu stabilisieren, dann ist dieser Einsatz gescheitert." Kujat sagte, man habe zu lange nicht akzeptiert, dass "der Gegner militärisch kämpft und wir militärisch kämpfen müssen". Weiter sagte er: "Die Argumentation, es gehe um einen Stabilisierungseinsatz, ist zu lange durchgehalten worden - auch mit Blick auf die innenpolitischen Befindlichkeiten." Kujat war an der Planung des deutschen Afghanistan-Einsatzes federführend beteiligt: Von 2000 bis 2002 war er Generalinspekteur der Bundeswehr und damit höchster Offizier der Bundeswehr. Der Generalinspekteur ist der militärische Berater der Bundesregierung und Verteidigungsministerium.

Auch der ehemalige Kommandeur der Isaf-Truppen in Afghanistan, Stanley McChrystal, zieht eine düstere Bilanz zum zehnten Jahrestag. Amerikaner und Nato hätten kaum mehr als 50 Prozent ihrer Ziele in Afghanistan erreicht, sagte er.

Befriedung in Afghanistan nicht mit militärischen Mitteln

GRÜNE-Chefin Claudia Roth kommentierte den Jahrestag so:“ Mit militärischen Mitteln ist dieser Konflikt nicht zu gewinnen. Doch anstatt die zivilen Ansätze und eine Verhandlungslösung konsequent in den Mittelpunkt zu stellen und zu fördern, hat die schwarz-gelbe Bundesregierung kein Konzept für den weiteren Einsatz. Wo sind denn politische Vorstöße der Bundesregierung, die die regionalen Akteure Pakistan und Iran mit einbeziehen? Auch die vagen Ankündigungen zum Truppenabzug 2014 reichen bei weitem nicht aus. Es braucht endlich einen konkreten Abzugsplan und damit schrittweise die Schaffung der Voraussetzungen für einen verantwortbaren Abzug.