islam.de - Druckdokument - Druckdatum: Donnerstag, 25.04.24
http://www.islam.de/1223.php


islam.de - Alle Rechte vorbehalten

Samstag, 02.10.2004

"Die Muslime werden beim Tag der offenen Moschee ihr Bestes geben"

Eindringlicher Appell des Zentralratvorsitzenden Dr. Nadeem Elyas: "Die Sicherheit unserer Gesellschaft ist unserer aller Sicherheit - Die Muslime sind kein Risikofaktor in unserer Gesellschaft" - Grüne im NRW-Landtag: Tag der Offenen Moschee als Angebot zum Dialog nutzen!

"Tag der offenen Moschee" stand immer im Licht der aktuellen Ereignisse und setzte sich damit auseinander. Das unterstreicht die Notwendigkeit dieser Aktion. Die Motti und die Themenschwerpunkte, die der Zentralrat für seine Gemeinden in den letzten Jahren festlegte, verdeutlichen uns den Wert dieses Tages als Mittel des Dialogs und der Öffnung: "Islam und Gewalt", "Muslime und die innere Sicherheit", "Die Kopftuchdebatte" und "Muslime Partner gegen Rassismus". Nach dem 11. September 2001 lautete für uns die Devise "Jetzt erst recht". Die ZMD-Gemeinden bestreiten den diesjährigen "Tag der offenen Moschee" unter dem Motto "Muslime Partner für Sicherheit".

Die alarmierenden Ergebnisse der letzten Erhebung des Instituts für Demoskopie in Allensbach, nach denen 83% der Befragten den Islam mit Terror in Verbindung bringen, 82% ihn für fanatisch und radikal, 70% für gefährlich halten, müssen von uns Muslimen mit mehr Öffnung und Transparenz beantwortet werden. Diesen auf Vorurteilen basierenden Emotionen sollen wir Muslime nicht mit verbaler polemischer Widerrede begegnen, sondern mit unserem konstruktiven und offensiven Auftreten für das Gemeinwohl und durch die deutliche Umsetzung unserer Glaubensüberzeugungen bezüglich Friedfertigkeit, Toleranz und gegenseitigem Respekt.

Vor den Muslimen in Deutschland braucht man sicht nicht fürchten, sie sind kein Risikofaktor. Bis jetzt und seit Jahrzehnten waren ihre Moscheen faktisch keine Bedrohung und keine Horte des Terrorismus. Dies belegen nicht zuletzt die ergebnislos verlaufenen ungerechtfertigten Durchsuchungen von mehr als 120 Moscheen und 1600 Büros und Wohnungen. Die Öffentlichkeit hat Anrecht darauf, nun zu erfahren, welche für die Staatssicherheit und die Terrorbekämpfung relevanten Ergebnisse dabei erzielt wurden, wie viele Terroristen in den Moscheen gefasst und wie viele Maschinengewehre und Bomben gefunden wurden. Andernfalls sollte diese demonstrative Härte am falschen Platz ausbleiben, die nur dazu dient, bei der Bevölkerung unbegründete Ängste vor den Muslimen in Deutschland und vor ihren Moscheen zu erzeugen und den letzten Rest an Vertrauen der Bevölkerung in die islamischen Strukturen zu zerstören.

Nein, die Muslime sind kein Risikofaktor in unserer Gesellschaft. Die Sicherheit unserer Gesellschaft ist unserer aller Sicherheit. Sie zu schützen ist für uns nicht nur eine Bürgerpflicht, wir betrachten dies auch als eine islamische Pflicht.
Wir sind bemüht, das eigene Haus in Ordnung zu halten, das Bewusstsein für die allgemeine Sicherheit bei den Führungskräften zu stärken und die Grundlage für eine aufgeschlossene Erziehung unserer Kinder und Fortbildung unserer Jugend zu schaffen. Unsere Gemeinden sind angewiesen dafür Sorge zu tragen, dass die Verbreitung gesetzwidrigen Gedankengutes durch fremde Elemente unterbunden wird.

Wir bieten uns an, als Partner für die Sicherheit der gesamten Gesellschaft und hoffen, dass uns die Chance dazu gegeben wird. Die Abweisung der gestreckten Hand der Muslime schadet der gesamten Gesellschaft. Die versuchte Demontage ihres Rufes durch die ständige monotone Forderung nach jedem terroristischen Akt in der Welt, "die Muslime in Deutschland sollen sich deutlich vom Terrorismus distanzieren", unterstellt ihnen strukturelle oder mentale Nähe zum Terrorismus und schließt sie somit als Partner bei der Bekämpfung desselben aus.

Unsere klare Haltung gegen Terror und Gewalt, von wem dies ausgehen und gegen wen es sich richten mag, machten wir hundertfach deutlich. Gewalttaten im Namen des Islam rufen bei uns Abscheu aus und erfüllen uns mit Sorge um den Weltfrieden.
"Wir verurteilen jede Art von Terrorismus und sehen darin sowohl einen abgrundtiefen Verfall aller Maßstäbe der Menschlichkeit und der Vernunft als auch einen Widerspruch zu den Lehren aller Offenbarungsreligionen. Dass auch Muslime hinter terroristischen Gräueltaten stecken und sich dabei auf den Islam berufen, macht uns mehrfach betroffen: Ihr Verbrechen an Unschuldigen versetzt die Muslime - wie alle anderen Menschen auch - in Schock und Trauer...Ihren blinden Taten fallen wahllos Christen, Juden und Muslime; Frauen und Männer; Greise und Kinder zum Opfer. Wer immer solche blutigen Taten verübt, findet im Islam keine Rechtfertigung. Der Islam verbietet Mord, Geiselnahme, Anarchie und Terror. Wer solche Verbrechen duldet, gutheißt oder gar deckt, macht sich der Mittäterschaft schuldig. Für solche Täter oder Mittäter wird es in unseren Gemeinden kein Verständnis, keinen Platz und keine Unterstützung geben. Gegen den Missbrauch unserer Religion lehnen wir uns auf und distanzieren uns von den Verbrechern."

Nicht nur dieser zitierte Inhalt aus unserer gemeinsamen Stellungnahme gegen Terror und Gewalt wird am "Tag der offenen Moschee" Gegenstand der Diskussionen sein. Der zivilisierte Umgang miteinander, das solidarische Verhalten, die Beziehungen der Moscheen mit den Behörden vorort, der Dialog mit den anderen Religionsgemeinschaften in der Nachbarschaft...alles Themen, die ihren Platz am 3. Oktober in den Moscheen haben werden.
Mit Moscheeführungen, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Büchertischen und Folklore werden die Moscheegemeinden das Gespräch mit ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern suchen und sie in gewohnter Gastfreundschaft bei Tee, Kaffe und Spezialitäten aus aller Welt empfangen.

Die Muslime werden beim "Tag der offenen Moschee" Ihr Bestes geben, um Fragen zu beantworten und für Gespräche zur Verfügung zu stehen. Es kommt vielleicht nicht so sehr auf ein einwandfreies Beherrschen der Sprache an, als vielmehr auf den aufrichtigen Wunsch, miteinander in guter Weise umzugehen.

An diesem Tag sollen die Moscheen im Mittelpunkt stehen, die sie ja Orte der Begegnung der Gläubigen unter sich und Orte ihrer Begegnung mit Gott sind, Orte des Friedens und der Frömmigkeit, Orte der Bildung und des Wissens, Orte des geselligen Miteinanders für Männer, Frauen und Kinder.

Die Öffnung unserer Moscheen am 3. Oktober ist unser klares Bekenntnis zu dieser Gesellschaft.

Dr. Nadeem Elyas
(Vollständiger Text siehe unterer link)