Newsinternational Donnerstag, 27.11.2008 |  Drucken

Als „der Tod“ ihm dienstlich begegnete

Palermo Shooting - Wim Wenders neuer Film

Letzte Woche kam der 108 Minuten lange Film um Liebe und Tod in unsere Kinos. Kein Geringerer als „Campino“, Sänger und Frontmann der “Toten Hosen“ spielt die Hauptrolle.
Als „Finn“ mimt er einen prominenten Fotografen. Nebenbei ist er Dozent an der Düsseldorfer Kunstakademie, sein Tagesablauf besteht aus ruhelosen Nächten und ständig klingelnden Handys. Finn hat nur 2 „Freunde“, sein Cabrio und seinen Kopfhörer, mit dem er ständig Musik hört.

Auf den Rheinwiesen lernt er einen Banker kennen (glänzend besetzt mit Udo Samel), der zu Entspannungszwecken in seiner knappen Freizeit Schäfer ist.
Ein Schiff namens „Palermo“ zieht während einer Unterredung an ihnen vorüber. Finn deutet dies als ein Signal und fliegt kurz entschlossen-standesgemäß im Privatjet- nach Palermo.

Von Palermo ist er fasziniert und erforscht die geheimnisvolle Stadt. Er fühlt sich anfangs in Träumen bedroht, ja sogar verfolgt. Später sieht Finn diese Bedrohung auch real, in Form eines Verfolgers mit einem Pfeil und Bogen.
Nur die bildhübsche und geheimnisvolle Restauratorin Flavia (Giovanna Mezzogiorno) glaubt ihm als einzige die Geschichte mit dem Bogenschützen.

Der Verfolger erscheint dann auch in der Wirklichkeit. Campino/Finn sieht „den Tod.“
Weltstar Dennis Hopper (2 Oscar- Nominierungen in seiner Laufbahn) trachtet ihm nach dem Leben. „Der Tod“ hat die Aufgabe, Finn ins Reich der Toten zu führen.

Campino/Finn setzt alles daran, den Tod warten zu lassen. Der Meisterfotograf verspricht sogar, sich „ab sofort zum Besseren zu ändern.“ Der Tod ist solcher Versprechen müde. Er kann das nicht mehr hören, denn: „Die Meisten sagen mir das. Um nicht zu sagen, alle.“

Die „Message“ von Wim Wenders neustem Werk hat tiefreligiöse Züge.
Als Muslim erinnert man sich sofort eines Hadithes, wo der Prophet/saw uns auffordert, so zu beten, als ob es unser letztes Gebet sei.

Udo Samel spricht als Freizeitschäfer so weise Worte aus wie: “Alles ist einmal das letzte Mal. Der letzte Friseurbesuch, die letzte Träne, die Du im Gesicht eines Menschen siehst.“
Sein Fazit: “Nur wir wissen es nicht. Wollen es nicht wahrhaben.“
Drastisch auch seine Aussagen über den Friseurbesuch der Mutter. Sagt „Deine Mutter, sie geht zum Friseur“, weißt „Du nicht, ob Du sie je wieder siehst. Sie weiß auch nicht, ob sie Dich je wieder sieht.“
Nur GOTT weiß dies.

Als „der Tod“ Finn dienstlich begegnet, sind ihm die Zahl seiner Ehrungen und Urkunden völlig gleichgültig. Ob der Meisterfotograf Kunstwerke in den USA oder Japan ausstellen konnte, ein ganzes Museum sogar seine Werke zeigt, „Kleinigkeiten, für meine Arbeit völlig ohne jede Bedeutung.“ Die Lebensgeschichte oder Lebenslüge eines „Mandanten“ sind für ihn wie unnötiger Ballast.
Er muss die Ware, in diesem Fall den Fotografen, abliefern, da bestellt.

Und plötzlich ist man Finn. Man erinnert sich, der Tod nimmt auf solche Kleinigkeiten wie Einkommen, Status, Anzahl der Orden etc. keinerlei Rücksicht.
Der Tod kommt, wenn er auf den Weg geschickt wurde. Eine an und für sich alltägliche Weisheit.
Die Produktion u. a. von France Cinema, ZDF, ARTE und Filmstiftung Nordrhein- Westfalen hält uns das noch mal vor Augen.Damit wir vor lauter Börsenblicken und dergleichen das nicht vergessen.

Einen sehr guten Rat aus Wim Wenders Film kann man sofort beherzigen. Schäfer/Banker Samel gibt Campino den Rat: „Nimm alles ernst, nur Dich selber nicht zu sehr ernst.“ (Volker- Taher Neef)



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