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Freitag, 24.10.2003 |  Drucken |
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Westliche Investoren stürzen sich auf die wenigen Anleihen nach islamischem Recht
Wegen des Zinsverbotes erhalten die Anleger Leasingzahlungen für ein Stück übertragenes Ödland - Katar will Benchmark für "Muslim-Bonds" schaffen
London - Katar hat eine Anleihe nach islamischem Recht im Volumen von 700 Mio. Dollar aufgelegt. Der Golfstaat hat das Volumen aufgestockt, nachdem die Anleihe um mehr als das Doppelte überzeichnet war. Es ist die bisher größte Emission am Markt für islamische Anleihen, der erst seit etwa 15 Monaten existiert. Zahlreiche westliche Banken, darunter Citigroup, HSBC und die Deutsche Bank, bemühen sich, in dem Markt Fuß zu fassen. Nichtislamische Investoren stellen die größte Käufergruppe bei diesen Anleihen.
Im letzten Jahr hat Malaysia eine islamische Anleihe im Volumen von 600 Mio. Dollar auf den Markt gebracht, gefolgt von der Islamic Development Bank mit einer Emission im Volumen von 400 Mio. Dollar. Auch die Philippinen und die Türkei erwägen Emissionen nach islamischem Recht. "Es gibt nicht genug Papiere am Markt - jedes Mal, wenn eine neue Emission kommt, kaufen die Anleger und halten sie", beschreibt Salman Younis, Direktor beim Kuwait Finance House, das die Emission von Katar begleitet hat.
Bei der Emission der Islamic Development Bank gingen rund 70 Prozent der Papiere an nichtmoslemische Investoren, darunter Banken aus Japan, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien, berichtet Saad Ashraf, Leiter der Sparte Global Islamic Finance der Citigroup, die das Emissionskonsortium anführte. Islamische Investoren meiden konventionelle Anleihen, weil der Koran die Annahme oder Zahlung von Zinsen (Riba) verbietet. Das Verbot "soll sicherstellen, dass das Geld zur Finanzierung von Vermögenswerten verwendet wird und sich stets im Geldumlauf befindet, was eine positive Auswirkung auf die Volkswirtschaft haben", erläutert Younis.
Die Islam-Anleihen beachten das Zinsverbot. Bei der Katar-Anleihe werden die Anleihegläubiger wirtschaftliche Eigentümer eines Stück Ödlandes nahe der Hauptstadt Doha, wo ein Gesundheitszentrum geplant wird, und erhalten als solche Leasingzahlungen des Staates. Das Zertifikat, das den Wert des Investments repräsentiert, wird als "Sukuk" bezeichnet. "Das Sukuk-Produkt war schon eine ganze Weile im Gespräch, aber jetzt kommt es auf den Markt", berichtet Ashraf. "Wir sehen das als ein wichtiges Wachstumsgebiet."
Um sicherzustellen, dass die Anleihe für Muslime geeignet ist, hat HSBC ein Komitee islamischer Gelehrter zu Rate gezogen, zu dem auch Mohammed Taqi Usmani gehört, ein ehemaliger Richter am Scharia-Berufungsgericht des Obersten Gerichtshofes von Pakistan. Die Philippinen, wo Muslime einen Anteil von fünf Prozent an der Bevölkerung ausmachen, überlegen nach Angaben von Finanzminister Jose Isidro Camacho, islamische Bonds zu emittieren. "Wir waren vor kurzem zu einer Informationsveranstaltung für Investoren im Mittleren Osten eingeladen und haben dort sehr positives Feedback bekommen", sagte Camaro auf der Tagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in Dubai.
Katar dürfte weitere Anleihen auf den Markt bringen. Die Regierung hat erklärt, dass sie den islamischen Anleihemarkt anzapft, um eine Benchmark für Unternehmen zu schaffen, die auf den Markt wollen. Zu diesen Unternehmen dürfte auch die staatliche Qatar Petroleum gehören. Katars Fremdwährungsanleihen werden von Moody`s Investors Service mit "A3" bewertet, sechs Stufen unter der besten Note auf Investmentgrade. Standard & Poor`s hat das Prädikat "A+" vergeben, vier Stufen unter der Top-Note. (erstamalig veröffentlicht in Bloomberg/Die Welt&Eigener Bericht)
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