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Freitag, 11.04.2008

Ägypten: Ausschreitungen wegen Lebensmittelknappheit trotz Tourismusrekord

Drohende Krise aufgrund wirtschaftlicher Not und politischer Spannungen. Opposition will Kommunalwahlen annulieren lassen.

Ägypten freut sich über einen neuen Besucherrekord. Im vergangenen Jahr besuchten zum ersten Mal über 10 Millionen Touristen das Land am Nil. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg von fast 25 Prozent, der zu einem Großteil den deutschen Besuchern zuzuschreiben ist, welche mit über einer Million Touristen im Jahr 2007 die zweitgrößte Besuchergruppe Ägyptens ausmachen.

Gleichzeitig ist die Lage in Ägypten aufgrund Protesten gegen hohe Lebensmittelpreise sehr angespannt. Am Sonntag verhinderte die Polizei mit einem massiven Aufgebot einen Generalstreik. Im Nildelta, dem Zentrum der Textilindustrie, kam es dennoch zu Straßenschlachten. 150 Menschen wurden nach offiziellen Angaben festgenommen, darunter prominente Gewerkschafter. Zweitausend Demonstranten schleuderten Ziegelsteine auf Polizisten, die mit Tränengas gegen die Protestierenden vorgingen. Etwa 50 Menschen wurden verletzt. Der Streik war ein Versuch von linken Oppositionsgruppen, zwei Tage vor der Kommunalwahl den wachsenden Unmut über steigende Preise und sich verschlechternde Arbeitsbedingungen zu kanalisieren.

Fast 40 Prozent der Ägypter leben unter oder nahe der Armutsgrenze von umgerechnet 1,25 Euro pro Tag. Die Preise für Nahrungsmittel haben sich in den vergangenen Monaten fast verdoppelt, subventioniertes Brot ist knapp. Um die Probleme zu lindern, hob Präsident Hosni Mubarak Einfuhrzölle auf einige Lebensmittel auf.

Unterdessen will die ägyptische Muslimbruderschaft die Kommunalwahlen am vergangenen Dienstag annullieren lassen. Wie erwartet, gewann die regierende Nationaldemokratische Partei mit 70 Prozent. Die Wahlbeteiligung war dabei sehr gering. Die Behörden hatten zuvor rund 10.000 Mitgliedern der oppositionellen Muslimbruderschaft die Kandidatur verwehrt. Die Organisation zog daraufhin auch ihre 30 Kandidaten zurück, die zur Kommunalwahl zugelassen wurden. "Wir werden unseren juristischen Kampf fortsetzen, um die Wahlen und Ergebnisse annullieren zu lassen", so ein Sprecher der Muslimbruderschaft.